BLICK IN DIE SONNE
 
 

Ein „Blick in die Sonne“ war ein vor allem unter Armeeangehörigen gebräuchliches Synonym zur Bezeichnung von ideellen Auszeichnungen, für die man sich also materiell nichts kaufen konnte.

Die Ideologie der Partei und des Staates basierte auf dem Materialismus der Lehre von Marx und Engels. Darauf sollte der DDR-Bürger stolz sein, denn das war „einzig wahr“ und damit unheimlich „fortschrittlich“ gegenüber anderen Denkmodellen. „Materialistisches Denken“ im Sinne von Geld, Besitztum und Wohlstand galt jedoch als unmarxistisch. Natürlich nicht für die Machthaber, nur für die Untergebenen. Um erzieherisch auf die Massen einzuwirken und sie bei Laune zu halten, wurden besondere „Leistungen beim Aufbau des Sozialismus“ häufig gänzlich ideell gewürdigt.

Solche Methoden konnten sein:

  • Würdigung mit Foto an der Wandzeitung oder Bestentafel
  • öffentliche Belobigung
  • Eintrag in die Kaderakte
  • Überreichen von Winpeln, Fahnen, Ehrenbannern oder Fotos von Politikern
  • für Wehrpflichtige wurde eine Mitteilung an die Eltern und den Betrieb geschickt.
Selbstverständlich machten diese ideellen Auszeichnungen jeden einigermaßen linientreuen Bürger schon ein bisschen stolz, zeigten sie doch, dass die Bemühungen tatsächlich wahrgenommen wurden und man sich nicht ganz umsonst angestrengt hatte. Im Stillen hätte aber jeder Ausgezeichnete doch viel lieber die materiellen Ehrungen wie Geld-, Sach- oder Reiseprämien „über sich ergehen lassen“. Damit ließ sich „wenigstens was anfangen“.